IN EUROPA GEHEN DIE LICHTER AUS

- ein Totentanz

Der Terroranschlag auf den österreichisch-ungarischen Thronfolger vom 28. Juni 1914 in Sarajewo stellt die europäischen Staatenlenker vor eine Herausforderung, die sie nicht bestehen werden. Mit Fehleinschätzungen, Größenwahn, Revanchismus, Einkreisungsängsten, Trödelei und Ignoranz entfachen die Entscheidungs-träger den Weltenbrand des Ersten Weltkriegs, der in der Geschichte alles bisher Dagewesene übertrifft. Stellungskrieg, Materialschlacht, Giftgas – 10 Millionen Menschen finden in der Kriegsmaschinerie der folgenden vier Jahre den Tod.

Als Textgrundlage der mit Werner Distler und Björn Potulski verfassten szenischen Collage dienten einerseits militärische Pläne und diplomatische Originaldokumente, die bis zum Kriegsausbruch am 1. August 1914 zwischen den Generalstäben, Außenministerien und Botschaften der europäischen Großmächte hin– und hergingen.

Dieser Kommunikation auf höchster politischer Ebene wird durch Feldpostbriefe einfacher Soldaten die Realität des Frontalltags gegenüber gestellt. So nähert sich das Stück den Motiven der Akteure, dem Versagen der Diplomatie und den erschütternden Konsequenzen.

Schuldzuweisungen wurden bewusst vermieden. Einzig kommentierendes Moment des Stückes ist die alle gleich machende, allegorische Figur des Todes, die das Geschehen abgeklärt und doch emphatisch begleitet, um ein Verständnis der komplexen internationalen Verwicklungen und ihrer Protagonisten zu erleichtern.

Das Stück wurde 2004 in München uraufgeführt und ging bis 2007 auf internationale Tournee u.a. nach Paris, Wien, Budapest, Valetta, Washington DC, Boston und New York. Eine Fernsehaufzeichnung erfolgte durch den BR.